Predige das Wort

Überlegungen zum Glauben an Jesus Christus






Aspekte des Glaubens

Kapitel 2
Wissenschaftliche Erkenntnis war zu jeder Zeit unvollständig
und es gibt keinen Grund anzunehmen, dass sie heute ihren endgültigen Stand erreicht hat

Über die Argumente, die im ersten Kapitel aus der Physik gewählt worden sind, kann man trefflich streiten. Manch einer wird empfinden, sie seien an den Haaren herbeigezogen. Manch einer wird ihnen auch deswegen widersprechen, weil es sich doch um Naturgesetze handelt. Doch wenn man ein Wenig darüber nachdenkt, wie sich in der Menschheitsgeschichte "Naturgesetze" gewandelt haben, dann ist es keineswegs abwegig, auch für die Zukunft weitere solche Entwicklungen zu erwarten.

Wir sprechen in der Physik immer noch von den Newton′schen Axiomen. Wir tun dies, obwohl wir wissen, dass diese "Naturgesetze" falsch sind. Nach Newton hat jeder Körper eine ganz bestimmte Masse. Wenn ich nun auf diesen Körper eine Kraft ausübe, so beschleunigt er immer weiter. Hier hätte Newton schon einmal die Frage stellen können, wo diese Kraft denn herkommen kann. Schließlich braucht jedes Teil, das beschleunigt werden soll, doch Energie, die durch Masse wie z.B. Brennstoff übertragen werden kann. Zwar übertragen auch elektromagnetische Wellen Energie, aber für die Beschleunigung eines Raumschiffes z.B. reicht das nicht aus. Wenn man sich aber einmal über diese Probleme hinwegsetzt und annimmt, dass ein Raumschiff permanent beschleunigt, dann wird es halt immer schneller. Die Erdbeschleunigung ist 1g = 9,816m⁄s². Wenn man 1kg festhält, dann spürt man die Kraft, die 1kg mit 1g beschleunigen würde, wenn man denn nur loslassen würde. Früher ist diese Kraft mit 1kp bezeichnet worden, heute spricht man von 9,816N (N wie Newton, nach dem berühmten Physiker). 1N ist die Kraft, die man braucht, um 1kg mit 1m⁄s² zu beschleunigen. Nun gibt es ganz elementare Formeln, die mir sagen, wie lange ein Küörper von 1kg der Kraft von 9,816N ausgesetzt werden muss, um 300.000m⁄s², die Lichtgeschwindigkeit, zu erreichen. Wenn man ein wenig rechnet, dann kommt man schnell auf 30,5 Millionen Sekunden oder 354 Tage. Man braucht dafür ungefähr 1000-mal die Entfernung bis zum Planeten Pluto als Anlauf oder 4,58 Billionen Kilometer, ungefähr ein halbes Lichtjahr. Wenn man eine Beschleunigung von 20g zu Grunde legt, also etwa eine Beschleunigung, wie sie ein Fahrzeuginsasse bei einem Verkehrsunfall mittlerer Schwere erlebt, dann erreicht man die Lichtgeschwindigkeit schon nach 1,5 Millionen Sekunden oder 18 Tagen. Der Anlauf verkürzt sich auf 229 Milliarden Kilometer oder 50-mal die Entfernung der Erde zu dem äußersten Planeten Pluto oder 0,024 Lichtjahre. Abgesehen davon, dass die Frage völlig ungeklärt ist, wie man über so lange Zeit eine konstante Kraft aufbringen will, ist den physikalisch geschulten sofort klar, dass die Lichtgeschwindigkeit gar nicht erreicht werden kann, weil die Annahme, dass die Masse konstant bleibt, falsch ist. Die Masse von 1 kg wächst, wenn sich der Körper mit einer Geschwindigkeit in der Nähe der Lichtgeschwindigkeit bewegt. Bei 87% der Lichtgeschwindigkeit hat sich die Masse verdoppelt, bei 94% verdreifacht und bei 99,5% bereits verzehnfacht. Unser kleiner Körper von einem Kilogramm hat dann also eine Masse von 10 Kilogramm und braucht entsprechend mehr Kraft, um weiter seine Beschleunigung zu halten.

Der gute Herr Newton lehrt uns alles dies nicht, sondern seine Mechanik erlaubt uns, bei Erreichen der Lichtgeschwindigkeit weiter mit 9,816N Kraft unser Teil, das ursprünglich einmal 1 Kilogramm gewogen hat, zu beschleunigen und damit eine Geschwindigkeit oberhalb der Lichtgeschwindigkeit zu erreichen. Trotzdem sprechen wir noch heute von den Newton′schen Axiomen und jeder, der Mechanik treibt, tut gut daran, diese Axiome zu kennen und zu verinnerlichen. Praktisch alle Rechnungen, die wir mit realen technischen Dingen auf der Erde machen, folgen diesen Gesetzen. Und unsere Autos fahren, unsere Schiffe und Flugzeuge erreichen Ihre Ziele und selbst eine Crashrechnung, die es mit vergleichsweise hohen Beschleunigungen zu tun hat, gehorcht den Newton′schen Axiomen.

Dieses Beispiel lehrt uns, dass wir unsere physikalische Erfahrung, die wir in Naturgesetze kleiden, nur in den Bereichen anwenden dürfen, die tatsächlich von unserer Erfahrung abgedeckt werden. Den Physiker Newton hat eine Geschwindigkeit im Bereich der Lichtgeschwindigkeit überhaupt nicht interessiert. Er wollte die Prinzipien beschreiben, nach denen der für ihn beobachtbare Raum organisiert ist, nicht mehr und nicht weniger. In der Welt des Herrn Newton gilt, was jeder Autofahrer weiß: Wenn ich 50 km⁄h fahre und ein Auto kommt mir mit 50 km⁄h entgegen, so fährt es relativ flott auf mich zu, nämlich mit 100 km⁄h. Ich sollte aufpassen, dass ich meine Spur halte und mit diesem Auto nicht zusammenstoße. Fahren aber beide Autos in die selbe Richtung, so können sie stundenland hintereinander herfahren, denn ihre Annäherungsgeschwindigkeit ist 0 km⁄h. Das nennt man dann Kolonnefahren und, obwohl es niemandem gefällt, funktioniert es im Stadtverkehr wunderbar. Mit dem Licht sollte es nach Newton genau so sein. Die Erde bewegt sich mit ungefähr 30 km⁄s um die Sonne. Wenn sie sich also in Richtung eines Sternes bewegt, sollte das Licht dieses Sternes also mit Lichtgeschwindigkeit + 30 km⁄s, das sind 299.821 km⁄s der Erde entgegen kommen. Nach einem halben Jahr, wenn sich die Erde von diesem Stern fortbewegt, müsste die Geschwindigkeit des Lichtes dieses Sternes Lichtgeschwindigkeit - 30 km⁄s oder 299.761 km⁄s sein. Außerdem müsste die Geschwindigkeit des Lichtes auch noch von der Eigengeschwindigkeit dieses Sternes selbst abhängen. Nichts dergleichen hat man beobachtet. Die Lichtgeschwindigkeit war und blieb 299.791 km⁄s, sie ist eine Universalkonstante. Damit brachen viele Erfahrungen zusammen. Die Relativitätstheorie hat ein neues Gebäude geschaffen, das diese Beobachtungen einbezieht und wieder in sich schlüssig ist. Viele Konsequenzen der Relativitätstheorie sind heute experimentell nachgewiesen. Sie ist, nach Newton, unsere zweite Iteration bei dem Versuch, die Welt zu verstehen. Es wäre eine Glaubensaussage, wenn man jetzt behauptet, dass dies die letzte Iteration ist. Irgendwann werden, vielleicht im Mikrokosmos der kleinsten Teilchen, Phänomene entdeckt, die uns zwingen, wieder neu über die Zusammenhänge nachzudenken. Dann wird man eine neue Theorie aufstellen und wieder nicht wissen, ob es jetzt die richtige Beschreibung der Welt der Bewegungen von Massen unter der Einwirkung von Kräften ist.

Was folgt nun daraus?

An dieser Stelle wird man einwerfen, dass der Glaube dann doch etwas sehr subjektives ist. Ich nehme halt irgend etwas für gegeben an, zum Beispiel die Relativitätstheorie. Ich setze einen Massstab. So geht es natürlich auch nicht. Wenn wir die Wissenschaft für untauglich halten, Glaubensaussagen zu machen, so ist es der einzelne willkürlich urteilnde Mensch noch viel mehr. Hier wird eigentlich schon deutlich, dass Glaube nicht aus der Menschheit heraus erzeugt werden kann. Das gesamte Wissen der Menschheit dokumentiert sich ja in der Wissenschaft. Wenn sie nicht taugt, wieviel weniger ein einzelner Mensch. Hier will ich mit meiner Meinung nicht hinter dem berg halten, Glaube kann nur von außen kommen. Nur durch Selbstoffenbarung Gottes kann Gotteserkenntnis entstehen. Dies soll aber in einem späteren Kapitel weiter ausgeführt werden.






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Überblick ... Glaubensthesen

Kapitel 1 ... Alle Menschen glauben

Kapitel 2 ... Wissenschaftliche Erkenntnis war zu jeder Zeit unvollständig

Kapitel 3 ... Glauben im Bereich der persönlichen Beziehungen

Kapitel 4 ... Einige grundlegende Fragen, was glaubhaft ist

Kapitel 5 ... Die Wahrheit kann nur von außen kommen

Kapitel 6 ... Konsequenzen für den Umgang mit Religionen

Kapitel 7 ... Der Mensch ohne Glauben verhungert

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