Jesus, die Offenbarung der Majestät Gottes,

... und doch ist alles so anders...


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Jesus Christus offenbart seine göttliche Majestät, und doch ist alles so anders, als wir es erwarten. Es ist ein Glanz aus der himmlischen Herrlichkeit und doch wirkt es so fern jeder Realität, so unwirklich, fast unbeholfen, auf keinen Fall so, dass wir es heute als professionell bezeichnen würden. Jeder römische Triumphator hat seinen Einzug in Rom besser inszeniert als Jesus das tut.

Erste „Merkwürdigkeit”:
Warum macht Jesus in einem kleinen Dorf Station?
Die Hauptstadt fordert ihn, nur in Jerusalem kann er sich einen breiten Öffentlichkeit gewiss sein.
Sechs Tage vor dem Passah kam Jesus nach Bethanien, wo Lazarus war, welchen Jesus von den Toten auferweckt hatte. Sie machten ihm nun dort ein Gastmahl, und Martha diente. Lazarus aber war einer von denen, die mit ihm zu Tische saßen. Da nahm Maria ein Pfund echter, köstlicher Nardensalbe, salbte Jesus die Füße und trocknete ihm die Füße mit ihren Haaren; das Haus aber wurde erfüllt vom Geruch der Salbe. Da spricht Judas, Simons Sohn, der Ischariot, einer seiner Jünger, der ihn hernach verriet: Warum hat man diese Salbe nicht für dreihundert Denare verkauft und es den Armen gegeben? Das sagte er aber nicht, weil er sich um die Armen kümmerte, sondern weil er ein Dieb war und den Beutel hatte und trug, was eingelegt wurde. Da sprach Jesus: Laß sie! Solches hat sie für den Tag meines Begräbnisses aufbewahrt. Denn die Armen habt ihr allezeit bei euch; mich aber habt ihr nicht allezeit. (Johannes 12, 1-8)

Dieses Erlebnis ist Jesus wichtig. Er geht nach Jerusalem, damit die Schrift erfüllt werde. Er geht eben nicht, um zu triumphieren, sondern er geht, um dort zu sterben, so, wie es ihm von seinem Vater aufgetragen war.

Ganz wichtig ist auch, dass Maria es schafft, sich in diesem Augenblick von ihrer kostbaren Nardensalbe zu trennen. Wie lange wird sie diese Flasche schon in ihrem Schrank gehabt haben. Wie lange wird sie auf den rechten Augenblick gewartet haben. Hätte sie es heute nicht getan, die Nardenflasche hätte wie eine Anklage in ihrem Schrank gestanden: „Du hast es verpasst.”

Maria nimmt sich ein Herz und schenkt diese kostbare Salbe Jesus. Sie gibt diese Salbe hin für Jesus und für das Werk, das er zu tun hat.

Das ist Jesus wichtig. Er kehrt bei dieser Familie ein, um Maria die Gelegenheit zu geben, das zu tun, was ihr auf dem Herzen lag. Und Maria hat diese Gelegenheit ergriffen.

Wenn wir eine Gelegenheit Gottes ergreifen - und dieser Text will uns dazu ermutigen, es heute zu tun - dann finden sich auch immer Menschen, die meinen, jetzt und heute wäre das aber nicht angemessen. Hier ist es Judas, „der ihn hernach verriet”, der sich über den Preis der Nardenflasche aufregt. Vor Gott spielen diese Dinge keine Rolle. Er schöpft aus dem Unendlichen und kann Maria hundertfältig vergelten, was sie hier gegeben hat. Und damit kann auch noch reichlich für die Armen gegeben werden. Das Argument des Judas ist das Argument des Unglaubens. Unser Gott kann reichlich geben, was, wann und wieviel er für richtig hält. Entscheiden ist, dass Maria hier gehorsam war und damit zur Verherrlichung Jesu beigetragen hat.

Wie viele sind einmal voller Vertrauen in eine diakonische Arbeit gestartet. Und dann ist von diesem Vertrauen und Glauben nur noch Bitterkeit übrig geblieben, harte Arbeit, als wenn da kein Gott wäre, der reichlich schenken kann. Dann ist plötzlich das eigene ICH viel wichtiger als alles andere.

  • Ich habe das aufgebaut.
  • Ich habe es geschaffen.
  • Ich habe euch geholfen.
  • Wir sollten uns aus diesem Abschnitt nicht zu früh verabschieden, indem wir den Judas, den Verräter, der sich hier schon entlarvt hat, im Vordergrund sehen. Eigentlich handelt es sich hier um die Konfrontation des Göttlichen und des Menschlichen. Und allzu oft stehen wir auf der Seite des Menschlichen. So ist gerade diese Episode für uns ein wichtiges Lehrstück.

    Eine letzte Beobachtung ist die langmütige Antwort Jesu. Kein Vorwurf an Judas wird laut. Diese Antwort ist ausschließlich in die Zukunft gerichtet. Auch hier ist ein Punkt zum Nachdenken: Viele Mitarbeiter lassen sich von den Ereignissen antreiben, wollen etwas tun, bewegen, werden ungeduldig, wenn nicht alles so läuft, wie sie denken. Jesus zeigt uns, dass dies nicht seine Art ist: „... Denn die Armen habt ihr allezeit bei euch; mich aber habt ihr nicht allezeit.” Unser Zeitplan ist oft sehr kurzfristig motiviert.

    Zweite „Merkwürdigkeit”:
    Jesus bekommt seine Gelegenheit, das Volk fällt ihm zu.
    Warum nur ein Esel?
    Warum jetzt keine flammende Rede vor dem Volk?
    Die Ankunft Jesu in Bethanien ist nicht geheim geblieben, Jesus läuft sein Ruf voraus. Die Menschen kommen ihm entgegen und erwarten etwas von ihm.

    Es erfuhr nun eine große Menge der Juden, daß er dort sei; und sie kamen nicht allein um Jesu willen, sondern auch um Lazarus zu sehen, den er von den Toten auferweckt hatte. Da beschlossen die Hohenpriester, auch Lazarus zu töten, denn seinetwegen gingen viele Juden hin und glaubten an Jesus. Als am folgenden Tage die vielen Leute, welche zum Fest erschienen waren, hörten, daß Jesus nach Jerusalem komme, nahmen sie Palmzweige und gingen hinaus, ihm entgegen, und riefen: Hosianna! Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn, der König von Israel! Jesus aber fand einen jungen Esel und setzte sich darauf, wie geschrieben steht: «Fürchte dich nicht, Tochter Zion! Siehe, dein König kommt, sitzend auf dem Füllen einer Eselin!» Solches aber verstanden seine Jünger anfangs nicht, sondern als Jesus verherrlicht war, wurden sie dessen eingedenk, daß solches von ihm geschrieben stehe und daß sie ihm solches getan hatten. Die Menge nun, die bei ihm war, bezeugte, daß er Lazarus aus dem Grabe gerufen und ihn von den Toten auferweckt habe. Darum ging ihm auch das Volk entgegen, weil sie hörten, daß er dieses Zeichen getan habe. (Johannes 12, 9-18)

    Jesus zieht in Jerusalem ein und wehrt den Menschen nicht, ihn mit Palmenzweigen zu ehren. Aber er bleibt stumm. Keine Rede, kein Zuspruch an das Volk wird überliefert. Dabei ist Jesu Herz voll mit vielen Dingen, die er noch sagen will. Aber er wird nur zu seinen Jüngern sprechen. Schon in dieser Situation, über die die römische Besatzungsmacht sicherlich nur gelächelt hat - denn es wird keine Reaktion der Besatzungsmacht beschrieben - erkennen wir das Jesajawort: ...und tat seinen Mund nicht auf, wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird, und wie ein Schaf, das vor seinem Scherer verstummt und seinen Mund nicht auftut. (Jesaja 53, 7)

    Hier hatte er ales in seiner Hand. Ein Wort von ihm und die Massen hätten den Hohenpriester aus dem Tempel gezerrt. Aber dies ist nicht Jesu Weg. Gott ist der Handelnde. Jesus schweigt und lässt Gott handeln. „Vater, wenn du willst, so nimm diesen Kelch von mir! Doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe!” (Lukas 22, 42), wird er auf dem Ölberg beten.

    Dritte „Merkwürdigkeit”:
    Jesus nutzt seine Möglichkeiten nicht aus.
    Er wendet sich den Menschen als Hirte zu, nicht als König.
    Da sprachen die Pharisäer zueinander: Ihr seht, daß ihr nichts ausrichtet. Siehe, alle Welt läuft ihm nach! Es waren aber etliche Griechen unter denen, die hinaufkamen, um am Fest anzubeten. Diese gingen zu Philippus, der aus Bethsaida in Galiläa war, baten ihn und sprachen: Herr, wir möchten Jesus gern sehen! Philippus kommt und sagt es dem Andreas, Andreas und Philippus aber sagen es Jesus. Jesus aber antwortete ihnen und sprach: Die Stunde ist gekommen, daß des Menschen Sohn verherrlicht werde! Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, so bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, so bringt es viele Frucht. Wer seine Seele liebt, der wird sie verlieren; wer aber seine Seele in dieser Welt haßt, wird sie zum ewigen Leben bewahren. Wer mir dienen will, der folge mir nach; und wo ich bin, da soll auch mein Diener sein; und wer mir dient, den wird mein Vater ehren. Jetzt ist meine Seele erschüttert. Und was soll ich sagen? Vater, hilf mir aus dieser Stunde? Doch darum bin ich in diese Stunde gekommen. Vater, verherrliche deinen Namen! Da kam eine Stimme vom Himmel: Ich habe ihn verherrlicht und will ihn wiederum verherrlichen! Das Volk nun, das dabeistand und solches hörte, sagte, es habe gedonnert. Andere sagten: Ein Engel hat mit ihm geredet. Jesus antwortete und sprach: Nicht um meinetwillen ist diese Stimme erschollen, sondern um euretwillen. Jetzt ergeht ein Gericht über diese Welt! Nun wird der Fürst dieser Welt hinausgeworfen werden; und ich, wenn ich von der Erde erhöht bin, werde alle zu mir ziehen. Das sagte er aber, um anzudeuten, welches Todes er sterben würde. (Johannes 12, 19-33)

    Zwei Bewegungen werden hier deutlich:
    Einerseits beobacht die religiöse Macht den Vorgang kritisch. Ja, sie gingen in ihrem Machtwillen so weit, dass sie sogar erwogen, Lazarus zu töten, um das Werk Jesu zu schädigen, um seine Zeichen göttlicher Berufung zu zerstören, um das Volk wieder zu beruhigen. Dies ist die typische Situation der religiösen Machtstrukturen: Neue Entwicklungen, Erweckungen sind erst einmal verdächtig, denn sie könnten ja meine persönliche Macht, meinen Einfluss auf die Menschen zerstören.

    Auf der anderen Seite sind da Griechen, die sich sehr wohl diesen Jesus sehen wollen. Aber auch hier geht Jesus nicht darauf ein, sondern er hält diese tiefe Rede vom Weizenkorn. Während er alle Trümpfe, die er in der Hand hat, verliert, spricht er vom Sieg über den Satan. Weiter kann menschliche betrachtungsweise und göttliche Realität nicht auseinander gehen, als es in diesem Augenblick geschieht. Es erschallt eine Stimme vom Himmel. Aber die politische Revolution bleibt aus.

    Es kommt, wie es kommen muss.

    Das Volk antwortete ihm: Wir haben aus dem Gesetze gehört, daß Christus in Ewigkeit bleibt; wie sagst du denn, des Menschen Sohn müsse erhöht werden? Wer ist dieser Menschensohn? Da sprach Jesus zu ihnen: Noch eine kleine Zeit ist das Licht bei euch. Wandelt, solange ihr das Licht noch habt, damit euch die Finsternis nicht überfalle! Wer in der Finsternis wandelt, weiß nicht, wohin er geht. Solange ihr das Licht habt, glaubet an das Licht, damit ihr Kinder des Lichtes werdet! Solches redete Jesus und ging hinweg und verbarg sich vor ihnen. Wiewohl er aber so viele Zeichen vor ihnen getan hatte, glaubten sie nicht an ihn; auf daß das Wort des Propheten Jesaja erfüllt würde, welches er gesprochen hat: «Herr, wer hat dem geglaubt, was wir gehört haben, und wem wurde der Arm des Herrn geoffenbart?» Darum konnten sie nicht glauben, denn Jesaja spricht wiederum: «Er hat ihre Augen verblendet und ihr Herz verhärtet, daß sie mit den Augen nicht sehen, noch mit dem Herzen verstehen und sich bekehren und ich sie heile.» Solches sprach Jesaja, als er seine Herrlichkeit sah und von ihm redete. Doch glaubten sogar von den Obersten viele an ihn, aber wegen der Pharisäer bekannten sie es nicht, damit sie nicht von der Synagoge ausgestoßen würden. Denn die Ehre der Menschen war ihnen lieber als die Ehre Gottes. Jesus aber rief und sprach: Wer an mich glaubt, der glaubt nicht an mich, sondern an den, der mich gesandt hat. Und wer mich sieht, der sieht den, der mich gesandt hat. Ich bin als ein Licht in die Welt gekommen, damit niemand, der an mich glaubt, in der Finsternis bleibe. Und wenn jemand meine Worte hört und nicht hält, so richte ich ihn nicht; denn ich bin nicht gekommen, um die Welt zu richten, sondern damit ich die Welt rette. Wer mich verwirft und meine Worte nicht annimmt, der hat schon seinen Richter: das Wort, das ich geredet habe, das wird ihn richten am letzten Tage. Denn ich habe nicht aus mir selbst geredet, sondern der Vater, der mich gesandt hat, er hat mir ein Gebot gegeben, was ich sagen und was ich reden soll. Und ich weiß, daß sein Gebot ewiges Leben ist. Darum, was ich rede, das rede ich so, wie der Vater es mir gesagt hat. (Johannes 12, 34-50)

    Das Volk stellt kritische Fragen. Jesus antwortet, aber er handelt nicht. Und seine Antwort ist mehr Aufruf zum Glauben, als dass sie einen Machterweis darstellt. Und dann verbirgt sich Jesus auch noch. Es wirkt, als wenn er vor ihnen flieht. Er setzt kein neues Zeichen, dass die, die schon so halb überzeugt sind, endlich aus ihrer Deckung hervortreten. Jesus will keinen halben Glauben hätscheln, sondern er will, dass die Menschen an sein Wort glauben. Diesem Ziel bleibt er treu und dadurch erfüllt sich das Jesajawort.

    Während am Anfang noch das Wunder, die Auferstehung des Lazarus, die Geschichte dominiert, so ist es schließlich der Ruf zum Glauben, zum Hervortreten aus der Finsternis, der gehorsam dem Vater gegenüber, der Jesus treibt. Ein wenig erinnert dieses Kapitel an die Versuchungsgeschichte, in der der Satan Jesus die Weltherrschaft anbietet. Auch hier hatte Jesus die Gelegenheit, am Kreuz vorbei an die Macht zu kommen. Aber er war gehorsam wurde bis zum Tod, ja bis zum Kreuzestod.

    So stellt uns dieses Kapitel und der Palmsonntag Jesus als Vorbild vor Augen. Paulus formuliert es an die Philipper so:
    Denn ihr sollt so gesinnt sein, wie Jesus Christus auch war, welcher, da er sich in Gottes Gestalt befand, es nicht wie einen Raub festhielt, Gott gleich zu sein; sondern sich selbst entäußerte, die Gestalt eines Knechtes annahm und den Menschen ähnlich wurde, und in seiner äußern Erscheinung wie ein Mensch erfunden, sich selbst erniedrigte und gehorsam wurde bis zum Tod, ja bis zum Kreuzestod. (Philipper 2, 5-8)


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