Predige das Wort
Überlegungen zum Glauben an Jesus Christus
Der HERR Jesus Christus
Was dünkt euch? Wenn ein Mensch hundert Schafe hat, und es
verirrt sich eines von ihnen, lässt er nicht die neunundneunzig auf
den Bergen, geht hin und sucht das Verirrte? Und wenn es sich begibt,
daß er es findet, wahrlich, ich sage euch, er freut sich über
dasselbe mehr als über die neunundneunzig, die nicht verirrt
waren. (Matthäus 18, 12+13) Auch hier zeigt Jesus eine
völlig andere Art der Menschenführung als wir. In jeder Firma
gibt es Menschen, die die Freude an der Arbeit verloren haben, die sich
in irgend etwas verrannt haben, was sie alleine nicht bewältigen
können. Wie viele von denen sitzen mit einer langweiligen
Tätigkeit in einer Ecke, weil ihnen niemand zurückhilft.
Fühlen wir uns als Führungskräfte in solch einem Fall
gefordert?
Jesus fühlt sich gefordert. Er geht diesem einen nach und lässt
die 99 anderen zurück. Er hat keine Angst, dass an seinem Stuhl
gesägt wird, während er diesem einen nachgeht. Er weiß
sein Haus auch gut bestellt, so dass die Arbeit auch weitergeht, wenn er
nicht da ist. Dieser eine hat für ihn jetzt Priorität und er
hat seinen Verantwortungsbereich so bestellt, dass er sich diese
Prioritätensetzung auch leisten kann.
Wenn in meiner Firma ein Mitarbeiter verloren geht, in die innere
Emigration abtaucht, werden wir ihn suchen, neu eingliedern, die anderen
so lange auf sich selbst gestellt arbeiten lassen, bis wir den einen
wieder eingegliedert haben? Ist es nicht viel leichter, den einen frei zu
setzen und dann zu versuchen, mit neunundneunzig zurecht zu kommen, als
Effizienzsteigerung? Oder vielleicht reichen sogar neunzig? Oder achtzig?
Jesus sagt, wir werden uns freuen, wenn wir das hundertste Schaf gefunden
und zurück gebracht haben. Diese Freude wird denen immer verborgen
bleiben, die sich immer mit weniger zufrieden geben, die es nie geschafft
haben, eine Beziehung aufzubauen, zu der sie stehen. Erst ist es unser
Berufsleben, dann auch unser Privatleben, wo der (Ehemann, Ehefrau,
Freund), der nicht funktioniert, der nicht das Optimum bringt,
ausgetauscht werden muss. Wir haben auf diesem Weg die Freude verloren,
denn und wenn es sich begibt, dass er es findet, wahrlich, ich sage
euch, er freut sich über dasselbe mehr als über die
neunundneunzig, die nicht verirrt waren. Diese Freude bleibt vielen
Führungskräften verborgen.
Die rücksichtsvolle Rücksichtslosigkeit Jesu: Die
richtige Antwort
Im Matthäusevangelium Kapitel 16, 13-17 wird beschrieben, wie Jesus
seine Jünger nach der Stimmung im Volk fragt: Als aber Jesus in
die Gegend von Cäsarea Philippi gekommen war, fragte er seine
Jünger und sprach: Für wen halten die Leute den Menschensohn?
Sie sprachen: Etliche sagen, du seiest Johannes der Täufer; andere
aber Elia; noch andere Jeremia oder einer der Propheten. Da spricht er zu
ihnen: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Da antwortete Simon Petrus
und sprach: Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes! Und
Jesus antwortete und sprach zu ihm: Selig bist du, Simon, Jonas Sohn;
denn Fleisch und Blut hat dir das nicht geoffenbart, sondern mein Vater
im Himmel! Jesus tastet sich an die eigentliche Frage heran. Wir
können unterstellen, dass er wusste, für wen die Leute den
Menschensohn halten. Er bereitet die Jünger auf die eigentliche
Frage vor: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Er stellt die
Frage allen Jüngern, nicht Petrus allein. Jesus spricht nun das, was
wir heute als das Messiasbekenntnis bezeichnen: Du bist der Christus,
der Sohn des lebendigen Gottes! Jesus qualifiziert die Antwort als
ein Wirken des Heiligen Geistes an Petrus: Selig bist du, Simon, Jonas
Sohn; denn Fleisch und Blut hat dir das nicht geoffenbart, sondern mein
Vater im Himmel! Zwei Beobachtungen machen wir aus dieser
Begebenheit:
Die rücksichtsvolle Rücksichtslosigkeit Jesu: Die falsche Antwort
Im Matthäusevangelium Kapitel 16, 21-24 lesen wir: Von da an begann Jesus seinen Jüngern zu zeigen, er müsse nach Jerusalem gehen und viel leiden von den Ältesten, Hohenpriestern und Schriftgelehrten und getötet werden und am dritten Tage auferstehen. Da nahm ihn Petrus beiseite, fing an, ihm abzuwehren, und sprach: Herr, schone deiner selbst! Das widerfahre dir nur nicht! Er aber wandte sich um und sprach zu Petrus: Hebe dich weg von mir, Satan! Du bist mir zum Fallstrick; denn du denkst nicht göttlich, sondern menschlich! Da sprach Jesus zu seinen Jüngern: Will jemand mir nachfolgen, so verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach!
Eben noch hat Jesus Petrus gelobt, weil er das Messiasbekenntnis
gesprochen hat. Petrus hat dies vor Jesus und allen Jüngern getan.
Nun spricht Petrus ihn heimlich an. Ganz offensichtlich hat er die
Offenheit vor allen Jüngern, die Jesus sucht, nicht verstanden. Und
so nimmt er ihn beiseite. Er spricht heimlich zu ihm. Er traut es sich
nicht, das offen zu sagen, was er auf dem Herzen hat.
Jesus reagiert sehr spontan und hart:„Hebe dich weg von mir,
Satan!“ Diese Reaktion muss für Petrus sehr schmerzlich
gewesen sein, hat Jesus ihn eben doch noch sehr gelobt„Fleisch
und Blut hat dir das nicht geoffenbart, sondern mein Vater im
Himmel!“ Jesus nimmt keine Rücksicht auf Lieblinge. Petrus
wird durch sein Messiasbekenntnis nun nicht zum Liebling, dem man schon
einmal etwas durchgehen lässt, sondern Jesus bleibt
rücksichtslos bei der Sache. Dies ist im Moment, wo es geschieht,
sehr hart, bewahrt Petrus aber vor Irrtümern. Er wartet nicht bis
zur nächsten Beurteilung, um es ihm dann „aufs Butterbrot zu
schmieren“. Er sagt es ihm gleich, klar und
unmissverständlich.
Und damit tut er Petrus einen Dienst, ist er in Wahrheit
rücksichtsvoll.
Und er wendet sich nach diesem sofort allen Jüngern zu. Er
verweigert sich durch diese Geste der Vereinnahmung, die Petrus gesucht
hat. Er bleibt den Jüngern als Ganzes verbunden. „Teile und
Herrsche“ ist nicht sein Prinzip. Er ist seinen Jüngern als
Ganzes verpflichtet. Die Zuwendung zu der gesamten Jüngerschaft
macht dies deutlich.
Die rücksichtsvolle Rücksichtslosigkeit Jesu: Keine
Antwort
Im Matthäusevangelium Kapitel 26, 20-26 lesen wir, wie Jesus den
Verräter offenbart. Es ist das Beispiel, wo Jesus keine Antwort von
den Jüngern erhält, aber ruhig und souverän mit dieser
Situation umgeht: Als es nun Abend geworden, setzte er sich mit den
zwölf Jüngern zu Tische. Und während sie aßen,
sprach er: Wahrlich, ich sage euch: Einer von euch wird mich verraten! Da
wurden sie sehr betrübt und fingen an, einer nach dem andern, ihn zu
fragen: Herr, doch nicht ich? Er antwortete aber und sprach: Der mit mir
die Hand in die Schüssel taucht, der wird mich verraten. Des
Menschen Sohn geht zwar dahin, wie von ihm geschrieben steht; aber wehe
dem Menschen, durch welchen des Menschen Sohn verraten wird! Es wäre
diesem Menschen besser, daß er nicht geboren wäre. Da
antwortete Judas, der ihn verriet, und sprach: Er spricht zu ihm: Du hast
es gesagt! Als sie nun aßen, nahm Jesus das Brot, dankte, brach es,
gab es den Jüngern und sprach: Nehmet, esset! Das ist mein
Leib.
Jesus bringt das Thema des Verrates auf. Vertrauen zu Mitarbeitern und
die Gefahr des Verrates, der Illoyalität ist ein permanentes Risiko
für jemanden, der Führungsverantwortung hat. Auch Jesus wird
davon bewegt und thematisiert es in einer allgemeinen Weise vor allen
Jüngern: Wahrlich, ich sage euch: Einer von euch wird mich
verraten! Jesus wusste alle Dinge, so auch dieses. Der Vergleich zu
normalen Führungskräften hat hier seine Grenzen. Trotzdem hat
die Situation den Geschmack des Fischens: Mal schauen, wie sie reagieren.
Und sie reagieren mit großer Unsicherheit. Sie trauen es sich zu.
Vergessen ist die stolze Reaktion des Petrus aus dem vorangehenden
Abschnitt (Mt, 16, 22): „Das widerfahre dir nur
nicht!“ Nein, in ihrer Unsicherheit fällt ihnen, Petrus
eingeschlossen, kein großes Wort ein. Sie sind unsicher und wollen
jetzt von Jesus den Persilschein: Nein, du doch nicht, Petrus. Sie
bekommen ihn nicht. Er gibt ihnen aber ein Zeichen. Er gibt damit Judas
eine Chance, seinen Plan zu ändern. Aber Judas taucht seine Hand mit
in die Schüssel, er zieht nicht zurück. Er ändert seinen
Plan nicht. Hier wird jeder das Beispiel Jesu weit von sich weisen. Wenn
ich Grund zu der Annahme habe, dass mich ein Mitarbeiter hintergeht, dann
werde ich ihn isolieren, ihn von Informationen abschneiden, die er gegen
mich verwenden könnte, dann werde ich allerlei
Vorsichtsmaßnahmen ergreifen. Jesus aber nutzt diese Situation, um
seinen Jüngern ihre eigene Unzuverlässigkeit vor Augen zu
führen. Alle haben sie dieses Herr, doch nicht ich?
gesprochen. Keiner distanziert sich davon. Wie mag Jesus in diesem
Augenblick zu Mute gewesen sein. Selbst der entlarvte Verräter fragt
ihn noch Rabbi, doch nicht ich?. Johannes berichtet, dass Judas
kurz danach das Mahl verlassen hat und später, nach Jesu Tod,
Selbstmord macht. Jesus hat die Illoyalität des Judas nicht
verhindert, aber der so bezeichnete zerbricht an seiner Tat.
Die rücksichtsvolle Rücksichtslosigkeit Jesu: Die
Ankündigung der Verleugnung des Petrus
Matthäus 36, 31-35: Da spricht Jesus zu ihnen: Ihr werdet euch in
dieser Nacht alle an mir ärgern; denn es steht geschrieben:
«Ich werde den Hirten schlagen, und die Schafe der Herde werden
sich zerstreuen.» Wenn ich aber auferstanden sein werde, will ich
euch nach Galiläa vorangehen. Da antwortete Petrus und sprach zu
ihm: Wenn sich auch alle an dir ärgern, so werde doch ich mich
niemals ärgern! Jesus spricht zu ihm: Wahrlich, ich sage dir, in
dieser Nacht, ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen!
Petrus spricht zu ihm: Und wenn ich auch mit dir sterben
müßte, werde ich dich nicht verleugnen! Gleicherweise sprachen
auch alle Jünger.
Diesen Text muss man im Zusammenhang mit der folgenden Berufung des Petrus sehen. Petrus soll der mann werden, auf dem Jesus seine Gemeinde bauen will. Jesus weiß, dass Petrus ihn verleugnen wird. Er hat also allen Grund, ihm zu misstrauen. Der Mitarbeiter Petrus ist nicht verlässlich, nicht stark, nicht belastbar, ... Jesus sieht die Defizite seiner Mitarbeiter und trotzdem beruft er sie. Petrus wird einmal treu zu Jesus stehen, bis zum Martyrium wird er seinem Herrn treu sein. Jesus hat diese Entwicklung, die in Petrus stattfinden würde, gesehen. Ich denke, dass das Vertrauen, das Jesus in ihn setzt, einer der Auslöser dieser positiven Entwicklung bei Petrus ist. Gleichzeitig ist dieses positive Vertrauen, dass Jesus hier investiert, Ausdruck seines Führungsstils. Er demotiviert nicht, er schafft keine Frustrationen, sondern er motiviert und legt so die Grundlage, dass das gesamte Abendland missioniert wird.
Die Berufung eines leitenden Mitarbeiters: Petrus
Johannes 21, 11: Da stieg Simon Petrus hinein und zog das Netz auf das
Land, voll großer Fische, hundertdreiundfünfzig; und wiewohl
ihrer so viele waren, zerriß doch das Netz nicht. Jesus spricht zu
ihnen: Kommet zum Frühstück! Aber keiner der Jünger wagte
ihn zu fragen: Wer bist du? Denn sie wußten, daß es der Herr
war. Da kommt Jesus und nimmt das Brot und gibt es ihnen, und ebenso den
Fisch. Das war schon das drittemal, daß sich Jesus den Jüngern
offenbarte, nachdem er von den Toten auferstanden war. Als sie nun
gefrühstückt hatten, spricht Jesus zu Simon Petrus: Simon Jona,
liebst du mich mehr als diese? Er spricht zu ihm: Ja, Herr, du
weißt, daß ich dich lieb habe! Er spricht zu ihm: Weide meine
Lämmer! Wiederum spricht er, zum zweitenmal: Simon Jona, liebst du
mich? Er antwortete ihm: Ja, Herr, du weißt, daß ich dich
lieb habe. Er spricht zu ihm: Hüte meine Schafe! Und zum drittenmal
fragt er ihn: Simon Jona, hast du mich lieb? Da ward Petrus traurig,
daß er ihn zum drittenmal fragte: Hast du mich lieb? und sprach zu
ihm: Herr, du weißt alle Dinge, du weißt, daß ich dich
lieb habe. Jesus spricht zu ihm: Weide meine Schafe! Wahrlich, wahrlich,
ich sage dir, als du jünger warst, gürtetest du dich selbst und
wandeltest, wohin du wolltest; wenn du aber alt geworden bist, wirst du
deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten und
führen, wohin du nicht willst. Solches aber sagte er, um anzudeuten,
durch welchen Tod er Gott verherrlichen werde. Und nachdem er das gesagt
hatte, spricht er zu ihm: Folge mir nach!
Dreimal fragt Jesus Petrus, ob er ihn liebhabe. Dabei ist interessant, dass er die Frage jedesmal ein wenig anders formuliert:
Schon allein über die Wortwahl Jesu lässt sich trefflich
nachdenken. Die erste Frage ist eine vergleichende: „mehr als
diese?“ Die zweite Frage ist losgelöst vom Vergleich zu den
anderen Jüngern, sie betrifft mehr die absolute Dimension. Die
dritte Frage ist ebenfalls absolut, wechselt aber von AGAPAS zu PHILEIN
und erinnert damit an Jesu Wort aus den Abschiedsreden: (Joh. 15, 15)
Ich nenne euch nicht mehr Knechte; denn der Knecht weiß nicht,
was sein Herr tut; euch aber habe ich Freunde genannt, weil ich alles,
was ich von meinem Vater gehört habe, euch kundgetan habe. In 1.
Joh. 4, 8, dem bekannten Wort Gott ist Liebe steht AGAPE. PHILEIN
ist die Liebe zu einem Freund. Jesus fragt Petrus also in seiner dritten
Frage, ob er ihn wie einen Freund liebe. Er betritt damit eine sehr
persönliche Ebene, vor der Führungskräfte im allgemeinen
sehr viel Angst haben, weil persönliche Freundschaft bei harten
Entscheidungen im Wege steht. Jesus hat damit kein Problem. So hart, wie
er Petrus auch in Mt. 16, 23 anfährt: „Hebe dich weg von mir,
Satan!“, fragt er ihn jetzt: „Simon Jona, liebst du mich?
(PHILEIS)“
Kann es sein, dass erst die Härte im Vorfeld, die Klarheit und
Spontaneität in der Beurteilung, die Jesus in Mt. 16, 23 zeigt, die
Intensität ermöglicht, mit der Jesus jetzt auf Petrus
zugeht.
Über dieses Verhalten Jesu sollte man nachdenken: Jesus lässt
sich nicht vereinnahmen, ist mit Lob (beim Messiasbekenntnis) und Tadel
(auf Petrus Ansinnen: „Herr, schone deiner selbst!“) sehr
klar, eindeitig und spontan. Jesus sagt auch sehr klar, dass er den
Jüngern nicht vertrauen kann, weil ein Verräter unter ihnen
ist. Er redet um all diese Dinge nicht herum, sondern er spricht sie
offen aus. Aber, vielleicht gerade deshalb, ist er auch in der Lage, ganz
persönliche Beziehungen zu seinen Jüngern aufzubauen.
Ich denke schon, dass hier eine Botschaft an unseren persönlichen
Führungsstil gegeben wird.
Das Prinzip der Führung Jesu | Jesus Christus als das Urbild aller Führung |
Aspekte der Führung Jesu | Der rücksichtslose, rücksichtsvolle, gute Hirte |
Paulus | Paulus als geduldiges Vorbild für die Gemeinde |
Nebukadnezar | Nebukadnezar, der Potentat, der Angst vor seinen Mitarbeitern hat |
Rehabeam und Jerobeam | Der aus der Angst geborene machtvolle Auftritt des neuen Chefs |